Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich möchte für den vor dem Jahresende üblichen Rückblick ausnahmsweise etwas weiter ausholen. Die Initiative Deutschland - Land der Ideen, 2006 gegründet, wird im kommenden Jahr ihren 18. Geburtstag feiern. Wäre sie ein Mensch, würde sie volljährig. Das ist üblicherweise nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch für die Frage, wie das Leben nun weitergehen soll. Diese Frage stellt sich auch für Land der Ideen: Was wollen und können wir in Zukunft leisten, wie wollen wir uns weiterentwickeln und was müssen wir dafür verändern? Über diese Fragen haben wir in den zurückliegenden Monaten intensiv nachgedacht und viel diskutiert, im Team, mit den Mitgliedern unserer Aufsichtsgremien, aber auch mit vielen anderen klugen Menschen im erweiterten Netzwerk. Soviel vorab: Dass wir uns verändern müssen, ist klar.
Die Initiative Land der Ideen wurde 2006 gegründet, um ein positives Deutschlandbild in die Welt zu tragen. Die Rahmenbedingungen waren günstig: Deutschland war zum vierten Mal in Folge Exportweltmeister, zählte mit seiner Innovationskraft und seinem Ideenreichtum zu den globalen Spitzenreitern. Das Land schien endlich auch ein neues Verhältnis zu sich selbst zu entwickeln, selbstbewusst, aber nicht nur im Sinn von stolz, sondern auch reflektiert, gelassen und humorvoll. Die Nationalmannschaft der Herren wurde in jenem Jahr zwar nicht Weltmeister, spielte aber mitreißenden Fußball. Deutschland konnte mit Recht behaupten, ein Land der Ideen zu sein. Man musste der Welt nur noch davon erzählen. Dazu brauchte man ein Sprachrohr, um die Erfolgsgeschichten aus Deutschland weltweit zu verbreiten. Als dieses Sprachrohr fungierte die Standortinitiative Deutschland - Land der Ideen, mit Kampagnen und Projekten wie dem "Walk of Ideas“, riesigen Plastiken, die im Jahr der WM tausende Male fotografiert und geteilt wurden, mit dem Innovationswettbewerb 'Ausgezeichnete Orte‘, mit Ausstellungen in Indien und China und mit Image-Kampagnen von New York bis Tokio.
Zwischen dem Gründungsjahr 2006, dem Jahr des Fußball-Sommermärchens, und heute hat sich vieles verändert, nicht nur in Deutschland, auch in der Welt. Wir erleben zunehmende geopolitische Spannungen. Globale Lieferketten erweisen sich als angreifbar. Es gibt einen weltweiten Wettlauf um Schlüsseltechnologien, Rohstoffe und Investitionen. Deutschland droht in wichtigen Zukunftsfeldern, etwa den digitalen Technologien, den Anschluss zu verlieren. Das Land steckt zudem in notwendigen, aber schmerzhaften Transformationsprozessen, die uns noch auf Jahre beschäftigen werden. Wie überall in Europa sind auch hierzulande populistische Parteien im Aufwind. Die Stimmung ist nicht gut, und von Euphorie angesichts der nahenden Fußball-Europameisterschaft ist kaum etwas zu spüren.
Ist Deutschland heute noch das Land der Ideen? Wir glauben nach vielen Diskussionen: ja. Zum einen, weil die Zuschreibung immer noch stimmt; es gibt in Deutschland neben einer an Ideen und Erfindungen reichen Geschichte auch heute viele innovative Unternehmen, zahlreiche hochqualifizierte Fachkräfte, eine hervorragende Wissenschafts- und Forschungslandschaft. Zum anderen, weil Deutschland von seiner Innovationskraft lebt und neue Ideen der wichtigste nachwachsende Rohstoff sind. Aber wir sollten den Gedanken „Deutschland - Land der Ideen“ in Zukunft als wirkliche Ambition verstehen, als Zielbild, auf das wir hinarbeiten, und nicht nur als Marketingbotschaft.
Das hat auch Folgen für die 2006 als Marketingplattform gestartete Initiative Deutschland - Land der Ideen, von der aus ich Ihnen gerade schreibe. Auch diese Initiative muss sich verändern. Es reicht heute nicht mehr aus, der Welt von guten Ideen „made in Germany“ zu erzählen. Wir müssen mehr tun, als nur zu einem positiven Image beizutragen. Wir möchten, so haben wir uns das nach vielen Diskussionen vorgenommen, als Initiative nicht nur das Deutschlandbild verändern, sondern Deutschland. Wir möchten Innovationskraft und gute Ideen fördern, Impulse setzen, Netzwerke bilden und helfen, den Standort voranzubringen. Wir möchten daran arbeiten, dass Deutschland das „Land der Ideen“ bleibt und dort, wo das derzeit nicht mehr zutrifft, wieder das „Land der Ideen“ wird.
Eine derartige Neuausrichtung geschieht nicht über Nacht, und wir haben noch viel Arbeit vor uns. Immerhin leisten die drei großen Projekte, die wir derzeit umsetzen, schon viel mehr als Marketing. Wir werden in Zukunft noch mehr danach fragen, welchen Beitrag diese und mögliche zukünftige Projekte leisten, um Innovation und Innovationskraft zu fördern. Wie wir noch mehr für Innovationen und Innovationskraft tun können, werden wir auch mit den Unternehmen und Einrichtungen diskutieren, mit denen wir heute schon zusammenarbeiten. Ich halte Sie bei Gelegenheit darüber auf dem Laufenden, wie es hier weitergeht.
Zum Abschluss wäre ein Jahresend-Newsletter nicht vollständig ohne ein kleinen Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr. Es war ein ereignisreiches: Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum versammelte im Juni unter dem Motto "Eine neue Zeit" erneut Spitzenpolitik und führende Wirtschaftsvertreter:innen in Bad Saarow. 40 herausragende Führungskräfte des afrikanisch-deutschen Young-Leaders-Programm AGYLE kamen im September für eine intensive Networking-Woche in Berlin zusammen. Und einen krönenden Jahresabschluss bildete die Verkündung und Auszeichnung der fünf Gewinnerprojekte des bundesweiten Wettbewerbs Digitale Orte im November, den Deutschland - Land der Ideen gemeinsam mit Deutsche Glasfaser ausrichtet. Wir stecken bereits mitten in den Vorbereitungen für 2024 und blicken vorfreudig auf die spannenden und inspirierenden Projekte, die vor der Tür stehen.
Kommen Sie entspannt durch die Weihnachtszeit und ins neue Jahr!
Ihr